Vorweg
Herr Rainer Brell hat seine einzigartige Idee in die Wirklichkeit umgesetzt, sehgeschädigten Menschen sowie auch den dazugehörigen beherzten Begleitpersonen seine noch unberührte Heimat – die Rhön – mit dem üppigen Wasserreichtum, den Rhönschafen, dem Fleckvieh auf den Weiden, dem Blumenreichtum auf den Rhönwiesen sowie den idyllischen Wanderwegen z.B. bis hoch zur Wasserkuppe näherzubringen. Unter dieser Vorgabe fand von Sonntag, dem 2. Juli bis Freitag, den 7. Juli 2017 eine Wanderwoche statt, ausgehend vom „Genussgasthof Fuldaquelle“. Die Wandergruppe setzte sich zusammen aus 10 sehgeschädigten Personen unterschiedlichen Alters und 5 netten Begleitpersonen.
Erster Tag
Der erste Wandertag begann am Montag, dem 3. Juli 2017 um 09:30 Uhr nach einem umfangreichen und reichhaltigen Frühstück im „Genussgasthof Fuldaquelle“ in Obernhausen, ca. 700 m hoch gelegen. Zu uns stießen zwei ortskundige Wanderführerinnen. Nachdem Herr Rainer Brell uns entsprechend formiert hatte – wer mit wem wandert -, wanderten wir kontinuierlich bergauf bis zur Fuldaquelle, die dort in ca. 900 m Höhe entspringt. Da ich meine Kindheit in Rotenburg an der Fulda verlebte, war es für mich ein erhebendes Gefühl, hier den Ursprung der Fulda zu bewundern. Unsere beiden ortskundigen Wanderführerinnen wiesen uns während der gesamten Wanderung auf alles Sehenswerte in unserer Umgebung, wie Pflanzen, Blumen, Bäume, Tiere und Landschaften hin, so dass auch unser geistiges Auge mit genügend Stoff gefüttert wurde. Eine weitere Sehenswürdigkeit, zu der wir dann hinwanderten, ist ein Fliegerdenkmal aus dem 1. Weltkrieg. Es handelt sich dabei um eine Adler-Statue auf einem großen Steinhaufen aufgebracht. Dieses Denkmal stand zunächst auf dem Anwesen einer angesehenen ortsbekannten Kaufmannsfamilie und wurde dann von dieser gestiftet und auch dort unterhalb der Wasserkuppe aufgestellt. Wir wanderten dann weiter bergauf bis zur Wasserkuppe, die 950 m hoch liegt. Das Wetter war auch an diesem Tag einfach phantastisch, und die klare Höhenluft der Wasserkuppe hatte für mich etwas Befreiendes. Wir kamen vorbei an Segelflugzeugen und Gleitschirmseglern. In einem geräumigen Gebäude konnten wir einen Film über das Biosphärenreservoir Rhön interessiert verfolgen.
Der Spaß, mit der Sommerrodelbahn zu fahren, musste natürlich auch von einigen wahrgenommen werden. Das Küken unserer Wandergruppe Cindy, um die 20 Jahre alt, auf alles neugierig und voller Energie – was sich besonders beim Wandern durch Sprinten bergauf, vorbei an der gesamten Wandergruppe bemerkbar machte – war natürlich auch auf die Sommerrodelbahn neugierig. Auch Sonja und Rita – ebenfalls zwei junge Damen mit Esprit – wollten sich diesen Spaß nicht entgehen lassen. Sie fuhren zu zweit auf dem Rodelbahnschlitten vor der alleine Rodelbahnschlitten-fahrenden Cindy. Und da passierte es in einer Kurve. Anscheinend hatten die Schlitten zu viel Power bekommen. – Alle drei Damen flogen aus den Schlitten heraus auf die Nase. Die drei Damen waren darüber doch etwas verwundert, steckten aber den unfreiwilligen Flug heraus lachend weg. Wir kontaktierten dann auf der Wasserkuppe im Groenhoff-Haus den dort befindlichen Regionalladen mit Rhöner Spezialitäten. Ich war erfreut, hier Rhöner „aale Worscht“ kaufen zu können, die ich während meiner in Rotenburg an der Fulda verbrachten Kindheit kennengelernt hatte.
Unser nächstes Ziel war der Guckaisee, ein beliebtes Ausflugsziel. Dort verweilten wir etwas und hörten uns die Erklärungen dazu von unseren Wanderführerinnen an. Auf welligem Weg, meist ansteigend, wanderten wir dann zurück nach Obernhausen zu unserem „Genussgasthof Fuldaquelle“, wo wir dann gegen 18.00 Uhr eintrafen. Dort wartete schon – die auch in Brailleschrift vorhandene Speisekarte mit einer großen Auswahl an leckeren Speisen und Getränken – auf uns die wir uns dann bei netten Tischgesprächen einverleibten.
zweiter Tag
Am Dienstag, den 4. Juli 2017 war wiederum um 09:30 Uhr Abmarsch vom „Genussgasthof Fuldaquelle“. Bei strahlendem Sonnenschein wanderten wir nach Gersfeld, zunächst durch den schattigen Glaswald, vorbei an dem Dreierhof und dem Bienloch. Diesmal hatte ich das Glück, von dem ortskundigen Wanderführer, Herrn Georg Fischer vom Rhönclub, selbst begleitet zu werden, der uns die Schönheiten der Natur näherbrachte. Z.B. blieben wir unter einem großen Lindenbaum stehen, bewunderten die Blüten und Blätter und das große Blätterdach über uns. Er erläuterte uns, was zu sehen war: Berge, Täler, Tiere, Pflanzen und Geschichten zu den Landschaften. Nach dieser schönen Wanderung durch die Natur kamen wir nach Gersfeld, gingen durch den dortigen Schlosspark. Weiter wanderten wir dann zu den gewerblich betriebenen Fischteichen, in denen Fischzucht betrieben wird. Ein Mitarbeiter des Betriebes führte uns zu den verschiedenen Fischteichen. Es werden dort Störe für lebende Weitervermittlung gezüchtet. Die Störe werden hier nicht geschlachtet. In einem Teich konnten wir ältere Störe, einer davon hat z.B. 80 kg Gewicht, bewundern. Außerdem gibt es dort Teiche mit Rhön-Bachforellen, Regenbogenforellen, Aale, Lachsforellen und Zander. Die Seniorchefin der Fischteiche ließ uns an Tischen und Bänken im Freien Platz nehmen, und sie reichte uns Platten mit Räucherfisch-Häppchen. Die Teiche werden weitgehend von der vorbeifließenden Fulda gespeist. Es darf nur eine bestimmte Menge des Fulda-Wassers für die Teiche eingesetzt werden.
Wir wanderten dann wieder zurück nach Gersfeld zum Marktplatz, wo wir auf der Terrasse des dort befindlichen Eiscafés uns mit erfrischenden Eisspezialitäten abkühlten. Danach fühlten wir uns alle wieder total fit, denn dieser Tag war sehr heiß. Die Wanderung führte uns dann wieder bergauf nach Obernhausen über Sandberg. Um 17:30 Uhr war dann mit unserem Eintreffen im „Genussgasthof Fuldaquelle“ dieser wiederum sehr schöne Wandertag beendet, und wir konnten uns dann dem schmackhaften Essen und Trinken widmen – in fröhlicher Runde.
Dritter Tag
Am Mittwoch, dem 5. Juli 2017 ließen wir unsere Wanderstiefel im „Genussgasthof Fuldaquelle“ zurück und machten uns schick für die Barockstadt Fulda. Der Ausflug nach Fulda begann mit einer Stadtführung. Hierfür begleitete wiederum eine nette Stadtführerin unsere Wandergruppe. Zuerst trafen wir uns vor dem Tourismusbüro, vor dem ein Modell von Fulda mit Straßen und Gebäuden und natürlich dem Dom steht. Wir konnten uns anhand des Modells ein Bild machen über Fulda und wie der Dom mit der Kuppel in Wirklichkeit aussieht. Die Presse von der Fuldaer Zeitung war auch inzwischen eingetroffen und interviewte einige aus unserer Gruppe und fotografierte. Der Bericht über unsere Aktivitäten in Fulda ist am Donnerstag, den 6. Juli 2017 in der Fuldaer Zeitung erschienen mit drei Bildern. Sozusagen als Logo ist der in unserer Gruppe befindliche Blindenführhund mit Blindenhundführgeschirr abgebildet und dann ein Bild von Cindy, die an einer Bonifaziusrose riecht und weiter dann das dritte Bild, auf dem sich mehrere Personen aus unserer Gruppe befinden sowie die Stadtführerin, die das Modell von Fulda erklärt.
Anschließend gingen wir mit der Stadtführerin durch den Schlosspark und bewunderten die beeindruckende Blumenpracht, wofür eigens eine Gartenbauarchitektin zuständig ist. Wir nahmen eine große Nase voll des wunderschönen Blumenduftes mit. Dann ging es in den Fuldaer Bonifaziusdom. Die Stadtführerin gab uns, wie nachstehend kurz beschrieben, wichtige Informationen, den Bonifaziusdom betreffend. Der Dom St. Salvator zu Fulda, hoher Dom zu Fulda, ist die Kathedrale Kirche des Bistums Fulda. Sie ist die Grabeskirche des Heiligen Bonifazius und ist Ort der Bonifaziuswallfahrt. Er stellt den Mittelpunkt des Fuldaer Barockviertels dar und ist auch das Wahrzeichen der Stadt Fulda. Unter Fürstabt Adalbert von Schleifras wurde er von 1704 bis 1712 von Johann Dientzenhofer als dreischiffige Basilika errichtet und am 15. August 1712 auf das Patrozinium Christus Salvator geweiht.
Per Dom zu Fulda mit der bewussten Anlehnung seines inneren Systems an den Petersdom in Rom ist ein künstlerischer Beweis für Dientzenhofers Studienreise nach Rom im Jahre 1699. daraufhin wurde Dientzenhofer als kompetenter Barockbaumeister vom damaligen Papst empfohlen. Auch ein Teil der Außengestaltung des Doms wurde dem Petersdom nachempfunden mit dem großen Domplatz. Ähnlichkeiten des Eingangsbereichs des Bonifaziusdoms zum Petersdom. Auch Ähnlichkeiten der 39 m hohen Kuppel des Bonifaziusdoms mit der Kuppel des Petersdoms. Die Kuppel des Bonifaziusdoms ist natürlich bedeutend kleiner wie die des Petersdoms. .
Die Stadtführerin informierte uns über viele Details, z.B. des Hochaltars aus Marmor mit schwarzen marmornen Säulen mit korinthischen Kapitellen, verziert mit Wolken und Engelsfiguren. Es wäre unmöglich, hier alles wiederzugeben. Es gab auch etwas zum Anfassen: eine überdimensional große Statue von Petrus. Den Fuß dieser Statue konnte man anfassen. Er wies schon vom vielen Anfassen Gebrauchsspuren auf.
Es ging dann weiter mit der Stadtführung der Barockstadt Fulda. Wir waren beeindruckt von der interessanten und künstlerischen Gestaltung der Barockstadt Fulda, nachdem die Stadtführerin uns noch einiges zu erzählen hatte.
Anschließend erholten wir uns im Café Ideal auf der Terrasse bei Kaffee und Kuchen, und es musste auch unbedingt noch ein Aperol Spritz sein, den wir genüsslich tranken.
Am späten Nachmittag war dann wieder Treffpunkt vor dem Touristikbüro. Von dort aus gingen wir dann zu dem Restaurant „Wiesenmühle“, ein italienisches Speiselokal, auf deren Terrasse wir dann das Abendessen einnahmen.
Auf dem Programm für den Abend stand ein Musical-Besuch „Der Medicus“. Da war es noch notwendig, sich für diesen Musical-Besuch feinzumachen. Die Utensilien dafür befanden sich im Kofferraum der Autos, mit denen wir nach Fulda gefahren waren. Dann kam der Höhepunkt des Tages: der Musical-Besuch „Der Medicus“ am Abend, was ein einmaliges Erlebnis für uns alle darstellte.
Vierter Tag
Am Donnerstag, den 6. Juli 2017 starteten wir bereits um 09:00 Uhr zu einer interessanten und sogar auch etwas abenteuerlichen Wanderung. Es ging durch die Kaskadenschlucht zum roten Moor. Wir wurden wiederum von einem netten Wanderführer des Rhönklubs mit interessanten Erklärungen versorgt. Das etwas Abenteuerliche dieser Wanderung war der Gang durch die Kaskadenschlucht. Unsere Begleitpersonen dirigierten uns auf nur für eine Person begehbaren schmalen Pfaden und Brücken, teilweise rechts und links durch Wasser begrenzt oder auf einer Seite steil abfallend und auf der anderen Seite steil ansteigend. Und dann waren auch noch dicke Wacker zu übergehen. Da kam die eigene Körpermuskulatur mal so richtig in Schwung. Unser Wanderführer vom Rhönclub meinte anfangs: „Hoffentlich geht das alles gut; dass nur nichts passiert.“ Aber es ging alles gut und war mit Hilfe unserer achtsamen Wanderführer und -innen einfach ein abenteuerliches Vergnügen für uns alle. Anschließend kamen wir dann zum roten Moor mit einem Aussichtsturm und einem Lokal, in dem wir uns mit selbstgebackenen Kuchen und Kaffee stärken konnten. Dann gingen wir durch das heutzutage stillgelegte rote Moor, in dem noch zu meiner Kindheit Torf abgebaut wurde, was ich damals bei einem Klassenausflug in natura sehen konnte: Wie die Männer mit dem Spaten den Torf abstachen und auf Schubkarren luden und wegfuhren. Jetzt befinden sich auf dem roten Moor wunderschöne Blumen, Heidelbeersträucher und Karpatenbirken. Anschließend ging es dann meistens bergab zurück in den „Genussgasthof Fuldaquelle“, wo wir den Tag gemütlich ausklingen ließen.
Fazit
Alles in allem war für uns diese Wanderwoche in der Rhön ein erholsames genussreiches Vergnügen mit vielen interessanten und netten Begegnungen. Es war für Körper, Geist und Seele für die ganze Wandergruppe erquickend.